Intratympanale Kortikoidtherapie (ITC)
Hörsturz / Tinnitus
Bei dem Hörsturz bietet die Intratympanale Kortikoidtherapie (ITC) eine zusätzliche Therapieoption, wenn die orale Kortison-Therapie erfolglos bleibt. Anders als bei der Standardtherapie mit Kortison gibt es hier weniger unerwünschten Nebenwirkungen, was sie auch für Patienten mit Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen geeignet macht. Die Behandlung erfolgt nahezu schmerzlos durch eine Injektion direkt ins Mittelohr und kann den Erfolg der Therapie verbessern. Das Risiko, dass durch das Durchstechen des Trommelfells eine dauerhafte Trommelfellperforation entsteht, ist als sehr gering einzustufen.
Neue Hilfe bei Hörsturz
Bei Erkrankungen wie Hörsturz, Tinnitus, akuter Schwindel bei Ausfall eines Gleichgewichtsorgans und Mobus Menière wird als Standarttherapie ein orales oder intravenöses absteigend dosiertes Kortisonschema eingesetzt. Diese Therapie hat jedoch eine Reihe unerwünschter Nebenwirkungen, die eine derartige Behandlung bei Patienten mit z.B: Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen schwierig bis unmöglich macht. In diesen Fällen oder auch bei Patienten, bei denen eine systemische Kortisontherapie zu keiner oder nur zu einer geringfügigen Verbesserung des Hörvermögens geführt hat ist die ITC eine zusätzliche Therapieoption.
Intratympanale Kortikoidtherapie (ITC)
Bei diesem innovativen Verfahren wird eine Mischung aus Kortison und Hyaloronsäure nahezu schmerzlos direkt durch das zuvor lokal betäubte Trommelfell ins Mittelohr injiziert. Das Kortison kann durch Membranen diffundieren, welche den Mittelohrraum vom Innenohr trennen, und erreicht so direkt den Ort des geschädigten Bereichs - die Hörschnecke und das Gleichgewichtsorgan. Es gelangt nur sehr geringfügig in die Blutbahn und führt auch nicht zu den typischen Nebenwirkungen, so dass dieses Verfahren auch bei Patienten mit Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen anwendbar ist.
Im Juni 2010 wurden die neuen Leitlinien zur Behandlung des akuten Hörsturz von der Deutschen Gesellschaft der HNO-Ärzte veröffentlicht. Betroffene Patienten wurden in den letzten Jahren immer wieder verunsichert über die Erfolgsaussichten einer Behandlung. Mit diesem Dokument liegen jetzt wieder Richtlinien auf dem Tisch, die den HNO Ärzten und Betroffenen eine klare Therapieoption bieten. Erstmalig fand in der neuen Leitlinie die Intratympanale Kortikoidtherapie Einzug in das Behandlungsschema.
Symptome eines Hörsturzes
Plötzlicher Druck im Ohr, Hörverlust, ggf. Ohrgeräusche und/ oder Schwindel sind neben einem verzerrten Hören die typischen Symptome für einen Hörsturz. Dabei müssen diese Symptome nicht alle gleichzeitig auftreten.
Ursachen
Die Ursachen für einen Hörsturz sind bis zum heutigen Zeitpunkt immer noch nicht eindeutig geklärt. Diskutiert werden Durchblutungsstörungen, Virusinfektionen und Störungen auf zellulärer Ebene. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, einen Hörsturz zu erleiden, bei Patienten mit Begleiterkrankungen (Diabetes, Herz-/ Kreislauferkrankungen, Tumorerkrankungen) oder Konsum von Nikotin / Drogen oder bei erheblichem Stress deutlich erhöht.
Diagnostik
Zur Untersuchung gehört neben der fachärztlichen Untersuchung der Ohren, der Nase und vor allem des Nasenrachens eine intensive Untersuchung der Funktionsfähigkeit des Hörorgans mit verschiedenen Testverfahren.
Therapie
Diagnostik und Therapie bei einem Hörsturz oder akuten Tinnitus sollten, da es sich um einen gemäßigten Eilfall handelt, innerhalb der ersten Tage nach Beginn der ersten Symptome einsetzen. Der Grad der Behandlungsbedürftigkeit hängt von der Schwere des Hörsturzes ab - daher ist der Gang zum HNO-Arzt zwingend erforderlich, denn nur er hat die notwendige Ausstattung, um einen Hörsturz sicher zu diagnostizieren.
Die Initialtherapie erfolgt nach wie vor mit hochdosiertem Kortison oral oder intravenös, welches dann über die nächsten Tage in immer niedrigeren Dosierungen ausgeschlichen wird.
Als zweiter Pfeiler in der Behandlung wird bei Versagen der Initialtherapie oder bei deren Unverträglichkeit nun die Intratympanale Kortikoidtherapie empfohlen. Dabei wird Kortison durch das zuvor betäubte Trommelfell direkt in das Mittelohr gespritzt. Die Behandlung ist nahezu schmerzlos und die Patienten tolerieren den Einriff sehr gut. Insgesamt sind 3-4 Sitzungen im Abstand von 1-2 Tagen sinnvoll. Bei audiologisch nachweisbarem Erfolg kann die Therapie individuell verlängert werden.
Es liegen aktuell einige sehr vielversprechende Studien zu dieser Therapie vor. Besonders Diabetiker, die gewöhnlich keine Kortisontherapie erhalten dürfen, profitieren von dieser Behandlung, da kein Kortison in den Blutkreislauf gelangt und somit keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorgerufen werden.
Viele andere Verfahren wurden wegen erwiesener Wirkungslosigkeit wieder aus dem Behandlungsspektrum entfernt, so z.B. die hyperbare Sauerstofftherapie - auch „Druckkammertherapie“ genannt -, die Blutwäsche (Plasmapherese) sowie Antioxidantien (Vitamine und hier besonders die stark beworbenen, teuren Kombinationen aus der Apotheke).
Die ITC ist auch 6-8 Wochen nach dem Ereignis noch möglich. In Einzelfällen (z.B.Morbus Menière oder Tinnitus) kann auch ein späterer Therapiebeginn noch sinnvoll sein!
Durchführung der ITC
Nach Lokalanästhesie des Gehörganges erfolgt eine Injektion durch das Trommelfell ins Mittelohr. Als Nebenwirkung tritt gelegentlich kurzzeitiger Schwindel auf. Danach lässt man das so applizierte Medikament 20 Minuten in liegender Position einwirken. Nach dem Aufrichten läuft jetzt das Kortikoid über den physiologischen Weg der Ohrtrompete ab.
Kosten
Die Intratympanale Kortikoidtherapie gehört nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Das Honorar für diese privatärztliche Leistung wird nach der Gebührenordnung der Ärzte (GOÄ) berechnet - selbstverständlich klären wir die Gesamtkosten vor der Behandlung mit Ihnen ab.
Private Krankenversicherungen übernehmen üblicherweise, aber nicht immer, die Kosten vollständig.